Aprilprobe

Meine Freunde und Bekannten wissen aus welchem Anlass ich am 5. April 2014 zur Weinprobe geladen hatte.

Bei dieser edlen Probe knackten 7 der 9 Weine die 90-Punkte Hürde und ich erteilte sogar je einmal die bislang nie vergebenen 99 und 100 Punkte.

Vor der eigentlichen Probe gab es auch selbstgemachte Tapas um eine leckere und gute Grundlage zu schaffen.

Natürlich durften die Gabriel Gläser nicht fehlen.

Doch dann ging die Weinprobe gleich spannend los:
Dom Perignon 1992 ist sicher kein Champagner um in der Disco einen auf "cool" zu machen, doch er verwöhnt die Nase mit einem üppigen Quittenduft, kandierten Fruchtnoten und reichlich Brotaromen. Am Gaumen dann überreife Früchte in Hülle und Fülle, Brotaromen, Gewürze und ein reifer Abgang. Vorsicht bei falsch gelagerten älteren Flaschen! Champagner ist sehr empfindlich, vor allem bei Licht - lieber Flaschen mit Geschenkarton kaufen! (WH94/100).

Weiter ging es mit dem Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle Riesling trocken Großes Gewächs 2011, der in der Nase Apfel- und Birnennoten zeigt und allgemein sehr fruchtig duftete. Am Gaumen dann Mineralik, brillianter Geschmack, Grapefruit mit einer hervorragenden, nicht zu dominanten Säure. Der Wein hat enormes Potenzial (WH95+/100).

Nach einem trockenen Riesling musste ein restsüßer her: Der Fritz Haag Brauneberger Juffer Sonnenuhr 1994 Riesling Auslese #16 war ein edles Stück mit frisch-fruchtigem Honigduft, der am Gaumen mit einer fruchtig-buttrigen Note überrasche, Frucht ja - aber schön süß, füllig und ausgeglichen (WH93/100).

Nach einer kurzen Pause ging es weiter mit den Roten, den Beginn machte ein Vino Nobile de Montepulciano Riserva 1993 von Fassati, der nach Lakritz, Eiche, Beeren und Würze roch. Am Gaumen dann viel Holz, fruchtig-beerig, mit einer leider bitteren Holznote im Abgang von zu langer Lagerung im Fass oder auch der Verwendung von zu oft benutzten Fässern (WH83/100).

Weiter ging es mit einem unterschätzten Wein, der im Schatten vieler großer 2000er stand, aber beim Preis nicht anzog und von dem heute immer wieder Flaschen auf Auktionen oder im Internet auftauchen: Der Chateau Citran 2000 duftete beerig, marmeladig, fein nach Himbeere und Vanille, während er am Gaumen feine Frucht zeigte, die in Würze übergeht. Ganz dezent schleichte sich der Tabak an. Ein mittelgewichtiger Wein, eben ganz ein Cru Bourgeois mit gutem Preis-Genuss Verhältnis. Viele schreiben den Wein ab - ich denke, dass er sich auf diesem Niveau noch ein paar Jahre halten wird - wer ganz sicher gehen möchte muss sich nach einer Magnum umsehen oder einer 5-Liter Imperiale (WH91/100).

Aus einem äußerst langlebigen Jahrgang gab es dann einen Chateau Tayac - Cuvee Prestige 1988 und dann auch noch aus der Magnum. In der Nase hat man hier fruchtigen Duft, eher an dunkle Früchte erinnernd und reichlich Würze. Am Gaumen Frucht mit einer deutlichen Säure und guter Tanninstruktur. Der Wein schmeckte noch jung und nicht ausgereift. Über die nächsten 10-15 Jahre ist hier noch Entwicklungspotenzial vorhanden (WH88+/100).

Ähnlich, aber doch anders ist die Sache beim Chateau d'Aiguilhe 2009 aus der halben Flasche. Die erste Flasche hatte einen Korkfehler und worde entsorgt, während die zweite marmeladig und himbeerig, richtig sexy roch. Am Gaumen dann Beeren, Würze, etwas Röstaroma. Leider sind die Tannine noch nicht ausgereift, der Wein ist noch viel zu jung, was man astringierend an der Zunge spürt. Potenzial sehe ich jedoch reichlich! (WH89+/100)

Dann kam eine Legende auf den Tisch: Der Gevrey Chambertin 1955 von Vandermeulen. Lange hatte ich vor 2 Jahren nach einer der guten Flasche gesucht, die naturgemäß immer seltener und teurer werden. Dann ging die Spannung erneut los, denn natürlich war ich sehr aufgeregt, ob der Wein noch genießbar war. Der Probeschluck war ok, ab in die Karaffe für 1,5 Stunden und ab ins Glas: Da duftete es nach unglaublich viel: Fruchtnoten, Brotaromen, Rosen und Beeren in einer unglaublichen Konzentration. Am Gaumten dann ein dermaßen harmonischer Wein, wie ich ihn noch nie getrunken habe: Frucht, Power, intakte Säure, perfekte Tannine, Würze, Tabak, Fruchtextrakt. Ein Wein, denn man noch lange nach dem Schluck im Mund schmeckt und immer wieder neue Aromen entdeckt. Mein erster Wein mit (WH100/100), der trotz des Alters keine Schwäche zeigt - Burgunder in Höchstform.

Auch das flüssige Dessert war ein wahrer Traum: Die Albalonga Trockenbeerenauslese 1993 von Krebs-Grode war ein richtiges Fruchtexlixier mit Mango, Pfirsich, Fruchtsalat und dessen Süße in der Nase. Am Gaumen dann tropische Früchte wie Melone und Mango. Das ist ein grandioses Fruchtextrakt, das dazu auch noch süffig war (WH99/100).

Vielen Dank an dieser Stelle an alle Teilnehmer!